Der menschliche Standpunkt
Nahezu bodenlos der Standpunkt der Menschheit, von der Krone der Schöpfung ins Fast-Nichts universalen Schweigens.
Zwischen Mikro- und Makrokosmos siedeln wir uns ohne jede Begründbarkeit mittig ein. Nicht mehr die Krone, doch veredelter Durchschnitt.
Entdeckungsfreude und Erfindungsgabe fördern die Erkenntnisfähigkeit – haben aber nicht allein zum Erkennen des eigenen Selbst geführt.
Wir trauen unseren Erkenntnissen nicht ohne eine stabile Positionierung unseres Selbst; wir glauben nicht an Wunder.
Ob religiöse Dogmatik oder empirische Beweisführung die weltanschauliche Grundlage bilden, aus dem die Untersuchenden ihr Selbstgefühl beziehen, ist faktisch egal.
Zur menschlichen Wesensart gehört, dass Beobachtungen und Zielsetzungen einander ständig beeinflussen. Die Grenze zwischen Einsichtnahme und Sichtweise ist fließend.
Zwischen Ameisen und Sternen festigen wir mit Hilfe unseres prothetischen Instrumentariums die Annahme, kraft unserer Durchschnittlichkeit im Mittelpunkt der Welt zu stehen.
Wir setzen uns die Krone auf, die wir einst selbst zu sein dachten.
(1990 / 2010 / 2012)
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